Vor ziemlich genau zehn Jahren bekam ich von der VISIONS den Auftrag, die Band Muff Potter zu porträtieren. Damals wusste noch niemand, dass die Band kurz darauf ihre Auflösung bekanntgeben und auf Abschiedstournee gehen würde. Für mich war das Shooting eine besondere Erfahrung – und im Nachhinein betrachtet auch ein Abschied auf Bildern festgehalten.
Für das Porträtshooting haben wir das ehemalige Mercure Hotel in Dortmund als Kulisse gewählt. Auf den langen Gängen und in den Hotelzimmern entstanden die eher nachdenklichen, melancholischen Porträts der Band. Diese Bilder fangen nicht nur die Stimmung der Band ein, sondern auch den Hauch von Abschied, der damals unbewusst in der Luft lag. Ich denke immer noch gerne an diese Session zurück – nicht nur wegen der besonderen Atmosphäre, sondern auch wegen der sympathischen und bodenständigen Art der Musiker.

Wer schon einmal Musiker für ein Magazin fotografiert hat, weiß, wie knapp die Zeit meist ist. Oft bleiben einem nur die berühmten 15 Minuten, um die Künstler vor die Kamera zu bekommen und etwas Besonderes einzufangen. Bei Muff Potter war das anders. Die Jungs nahmen sich Zeit, waren offen und unkompliziert. Kein Hauch von Starallüren – einfach nur sympathisch und voller Energie.
Umso überraschter war ich, als wenig später die Nachricht von der Bandauflösung kam. Muff Potter hatten sich 1993 in Rheine gegründet und galten schnell als eine der wichtigsten Punkrock-Bands Deutschlands. Mit ihrem ungeschminkten Sound und den poetisch-aufwühlenden Texten haben sie eine ganze Generation geprägt. Alben wie „Bordsteinkantengeschichten“ (1996) und „Heute wird gewonnen, bitte“ (2003) sind bis heute Klassiker, die mit ihrer rauen Authentizität beeindrucken.
Nach der Auflösung im Jahr 2009 war es lange Zeit still um die Band. Doch gestern kam die Überraschung: Das erste Reunion-Konzert seit vielen Jahren! Muff Potter sind zurück – und mit ihnen auch ein Stück Punkrock-Geschichte. Wer die Jungs live erlebt hat, weiß, dass ihre Energie und ihre Leidenschaft für die Musik ungebrochen sind. Willkommen zurück!
